Hermann Kinder, geboren am 18. 6. 1944 in Thorn (Polen). Aufgewachsen in Schwaben, Franken und Münster/Westfalen. Abitur in Hessen. 1964 bis 1972 Studium der Kunstgeschichte, der Deutschen und der Niederländischen Philologie in Münster, Amsterdam und Konstanz. 1972 Promotion mit einer Arbeit über den Poetischen Realismus. Danach im Wissenschaftlichen Dienst der Fachgruppe Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz, zunächst als Assistent, ab 1974 als Akademischer Rat. Mehrere Jahre zum Schreiben und Leben als freier Autor beurlaubt. Lehraufträge an den Universitäten in Klagenfurt (1986) und in Shanghai (1986). Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Kinder starb am 31. 8. 2021 in Konstanz.
* 18. Juni 1944
† 31. August 2021
von Ulrich Schmidt und Jens Dirksen
Essay
Literatur sei für ihn „der immer wieder neue und vielleicht immer mißlingende Versuch, Unterhaltung und Aufklärung miteinander zu verbinden“. Was Hermann Kinder als Autor will und wie er sich ein zeitgemäßes Schreiben vorstellt, darüber hat er sich besonders anschaulich in der Rede „Von den Bildern im Kopf“ geäußert: „Meine Literatur sagt nicht: So ist es, sondern sie sagt: So sieht es einer, und sie fragt: Ist das richtig?“ (S.78) Diese Formel scheint banal und gibt doch prägnant Auskunft über den literarhistorischen Standort von Kinders Schreiben. Gegen den scheinbar objektiven Realismus des „So ...